Mitten im zweiten Weltkrieg begann die Familie Schneider in Ermenswil mit dem Linienbusbetrieb. Heute binden die fast weissen Linienbusse eine ganze Region an den Grossraum Zürich an – immer häufiger sogar im Viertelstundentakt.

Dass im Jahr 1923 mit der Einführung der PostAuto-Linie Uznach–Rüti über St. Gallenkappel und Eschenbach die Postkutschenverbindung Rapperswil–Eschenbach ersatzlos aufgegeben wurde, führte entlang der Rickenstrasse zu Verstimmungen, fehlte doch nun die Verbindung zur Stadt Rapperswil am Zürichsee mit ihren Arbeitsplätzen und ihrer Zentrumsfunktion für die Region – auch als Bindeglied zur Bahnverbindung entlang dem Zürichsee nach Zürich.

So erstaunt es nicht, dass die Gemeinden bald schon beim Bund vorstellig wurden, um die verlorene Verbindung wieder zu erhalten. 1938 lehnte zwar die Oberpostdirektion die Einführung einer Postautolinie auf dem Abschnitt ab; 1946 wurde dann immerhin die Konzession für eine Buslinie Rapperswil–Eschenbach–Ermenswil–Rüti erteilt, wenn auch mit der Bedingung, die Linie auf eigene Rechnung zu betreiben.

Der Bahnhof Rapperswil ist die nachfragestärkste Haltestelle im Schneider-Netz, hier besteht Anschluss von den Bussen der Linie 622 in alle Richtungen. Gleichzeitig führt das Nadelöhr zwischen dem Cityplatz und dem Seedamm oftmals zu Rückstaus und massiven Verspätungen. Die «TschauSchtau»-Kampagne der Stadt Rapperswil-Jona versucht mit besserem Stadtbus-Angebot und zahlreichen Marketing-Massnahmen, den Verkehr auf den Bus zu lenken – trotz Zunahme der Bus-Frequenzen bleibt aber der Stau. Unter dem werbewirksamen Perrondach wartet einer der sechs Citaro Facelift auf die Abfahrt Richtung St. Gallenkappel. Dahinter ein VZO-Gelenkbus, der über die Linie 885 via Rüti und Wald ZH ins Ausflugsgebiet Atzmännig fährt.
In «Rappi-Jona» befährt die Linie 622 die Hauptachse der Neuen Jonastrasse und St. Gallerstrasse und bedient somit die Hauptachse der Stadt, welche die Zentren der beiden 2007 fusionierten Städte Rapperswil und Jona verbindet. In den ersten zwei Jahren bediente die Firma Schneider auch den Stadtbus des Fusionsproduktes, bevor dieser im Rahmen einer Ausschreibung an die VZO ging. Geblieben sind die Linien 621 und 622, welche in der Hauptverkehrszeit in der Summe bis zu 6 Kurse pro Stunde und Richtung auf der Achse anbieten. Der abgebildete Gelenkwagen 7 hatte 2006 die zweifelhafte Ehre, als erstes Schneider-Fahrzeug ganz in Weiss und nur mit Firmen- und LinthBus-Anschriften in den Einsatz zu gelangen. Er wurde 2018 durch einen neueren C2-Gelenkwagen ersetzt. Im Bild hat er soeben das Jona Center passiert und fährt durch das Feldli-Quartier stadteinwärts.

Die ersten Schneider-Busse

Als Konzessionär der Linie amtete der Verkehrs- und Verschönerungsverein Rapperswil-Jona, und Albert Schneider, Transportunternehmer bereits in dritter Generation und Gemeinderat in Eschenbach, übernahm den Betrieb. Rapperswil gewann damit eine Busverbindung ins benachbarte (und noch bis Ende 2006 von Rapperswil unabhängige) Jona, ins zu Jona gehörige Dorf Wagen und nach Eschenbach. Für Eschenbach war daneben auch der Arbeitertransport in die Federnfabrik Baumann in Ermenswil und in die Maschinenfabrik Rüti wichtig, welchen die Postautolinie mit ihren ungünstigen (da auf Uznach ausgelegten) Fahrzeiten nicht abdecken konnte. Entsprechend gut wurde die Buslinie aufgenommen und der Fahrplan laufend ausgebaut; 1952 wurde schliesslich die parallele Postautoverbindung zwischen Rüti und Eschenbach ganz aufgegeben.

Titelbild: Das Familienunternehmen Schneider Linienbus AG aus Ermenswil betreibt drei Buslinien mit 13 Fahrzeugen. Im Grenzgebiet der Kantone Zürich und St. Gallen bedient die Hauptlinie 622 von Wattwil über den Ricken nach Rapperswil sehr unterschiedliche Landschaften vom voralpinen Toggenburg bis in den Dunstkreis der «Greater Zurich Area». Wagen 3, einer der drei Citaro-C2-Gelenkbusse des Betriebs, hat vor kurzem die Grenze von Eschenbach zur Stadt Rapperswil-Jona, zweitgrösste Stadt des Kantons St. Gallen, überquert – schon bald werden die Fahrgäste nicht mehr Berge und Kühe, sondern das Industriegebiet Buech und dann die städtischen Hauptstrassen zu Gesicht bekommen.

Direkt am Stammsitz des Unternehmens führt heute nur die Buslinie 631 vorbei, welche Rüti über Ermenswil, Eschenbach und Uznach mit Kaltbrunn verbindet. Seit die Linie Ende 2013 über Uznach hinaus verlängert wurde, teilt man sich die Linie mit PostAuto. Der «gelbe Riese» übernimmt einen Umlauf ab seiner Regiegarage in Uznach, während Schneider den zweiten und während dem Halbstundentakt Mo-Sa auch den dann notwendigen dritten Umlauf fährt. Zum Einsatz kommen hier üblicherweise Standardbusse wie im Bild Wagen 7; im Oktober 2019 geliefert ist er als erster Schneider-Citaro mit dem Compact-Hybrid-Paket ausgestattet, welches gemäss Hersteller eine Treibstoff-Einsparung von 8.5% zusätzlich zum sparsamen Citaro-Basismodell (Euro VI) ermöglicht. Zusammen mit den zuvor gelieferten neusten Gelenkbussen und den 2020 beschafften Wagen 8 und 9 trägt er das neuste Design, das nach Jahren mit ausschliesslich weissen Bussen wieder einen kleinen Farbtupfer auf die Schneider-Linien bringt. Der Bus hat vor kurzem Ermenswil passiert und erklimmt nun die kurze Steigung hinauf zum «Chälenstich», wo eine der zahlreichen «Schichtrippen» überquert wird – diese länglichen, felsigen Hügelzüge prägen die Landschaft hier im einstigen Strömungsgebiet des Linthgletschers.
Sowohl in Rapperswil als auch in Rüti führen die Schneider-Linien in das Gebiet des Zürcher Verkehrsverbundes, während Eschenbach erst durch den Verbundübergreifenden Z-Pass in das Abo-Einzugsgebiet von Zürich gelangt ist. Citaro Nr. 7 passiert in Kürze eines der in der Region zahlreichen Kieswerke; das vom Gletscher zwischen den Schichtrippen abgelagerte Kies ist ein wichtiger Rohstoff im Strassenbau und wird entsprechend aktiv abgebaut.

Der Betrieb der neuen Linie erfolgte von Beginn an kostendeckend; aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar. Erst die zunehmende Motorisierung der Bevölkerung und das aufgekommene Bedürfnis der Gemeinden, auch in Randstunden mit schwachen Frequenzen ein gutes Busangebot anzubieten, führten ab den Siebzigerjahren dazu, dass Zuschüsse der öffentlichen Hand notwendig wurden.

Die ersten Gelenk- und Ortsbusse

Im Jahr 1971 wurde erstmals ein Gelenkbus angeschafft; drei Jahre später, 1974, wurde erstmals ein Ortsbus-Angebot in Rapperswil und Jona gefahren. Ziel der Verbindung war das so genannte Südquartier zwischen dem Obersee und der Bahnlinie Rapperswil–Uznach, wo um den Weiler Busskirch ab den 1940er-Jahren erste Einfamilien- und Reihenhausquartiere entstanden und in den 1960er-Jahren ungeachtet der Stadtgrenze zwischen Jona und Rapperswil erste Wohnblocks entstanden.

Weitere Ortsbusse wurden 1991 mit dem «Hanfländer-Bus», einem Kleinbus ab Rapperswil über das gleichnamige Quartier bis zur Joner Tägernau, sowie 2001 mit dem Lenggis-Bus ab Rapperswil über Kempraten, Lenggis und das Wohnheim Balm nach Jona, eingeführt. Selbstverständlich wurden diese durch die Familie Schneider betrieben, inzwischen seit 1974 als Familien-AG organisiert und 1989 ins neue Betriebsgebäude in Ermenswil disloziert. Nach der Fusion von Rapperswil und Jona wurden Anfangs 2007 einige Schneider-Busse ins neue Stadbus-Design umlackiert; dieses währte aber nur kurz: Ende 2008 wurde ein neues Angebot eingeführt und dessen Betrieb zuvor ausgeschrieben. Die O. Schneider AG musste sich in dieser Ausschreibung den Verkehrsbetrieben Zürichsee und Oberland (VZO) geschlagen geben, welche das Netz seither ab ihrem Depot in Rüti betreiben.

Im Stadtverkehr von Rapperswil-Jona betreibt die Familie Schneider seither nur noch die Linie 621 (Rapperswil – Buech Industrie), welche Ende 2017 aus der Stammlinie herausgelöst wurde, und die morgens, mittags und abends das bei der Autobahnausfahrt gelegene Industriegebiet Buech an die Stadt anbindet.

Nach dem Verlust der Stadtbuslinien in Rapperswil-Jona an die VZO bleibt der Firma Schneider Linienbus AG noch die Stadtbuslinie 621 in das Industriegebiet Buech, welche zum Zeitpunkt der Ausschreibung noch Teil der Linie 622 und somit nicht Teil des Stadtbusnetzes war. Heute werden auf der Linie auch Gelenkbusse eingesetzt – Wagen 4, 2014 der erste C2 des Betriebes, hat vor kurzem am Ende der Buechstrasse gewendet und lädt gerade an der Haltestelle Buechstrasse West einige Fahrgäste stadteinwärts ein.
Der dritte Citaro C2 im Betrieb wurde 2016 in Form dieses Citaro LE abgeliefert. Der Bus gehört allerdings nicht der Schneider Linienbus AG, sondern der Schneider Reisen AG, welche das Fahrzeug üblicherweise auf dem BWZ-Sportbus für das Berufs- und Weiterbildungszentrum Rapperswil einsetzt. Das Fahrzeug gelangt während der Schulferien auch in den Linienverkehr, im Bild auf einem (damals noch mit 622 nummerierten) Kurs Buech–Rapperswil.

Der Linthbus kommt

Hingegen blieb das Schneider-Netz im Überlandbereich bis 1992 mehr oder weniger unverändert, natürlich von stetigen Angebotsverdichtungen abgesehen. Mit der Einführung des «LinthBus»-Konzeptes wurde dann allerdings einiges neu. Zwei Jahre nach Einführung der Zürcher S-Bahn, welche bereits deutlich schnellere Verbindungen ab Rapperswil, Jona und Rüti nach Zürich und weiter brachte, wurde auch das Busnetz an die neue Zeitrechnung im ÖV angepasst. Für die Firma Schneider hiess das, dass in Eschenbach der neue Bushof «Dorftreff» als Umsteigeknoten zum Postauto nach Uznach und ins Goldingertal eröffnet wurde. Am Treff endete neu auch die ursprüngliche Schneider-Linie aus Rüti; die Strecke Rapperswil–Eschenbach wurde anstelle der früheren Postautolinie über St. Gallenkappel und den Rickenpass bis Wattwil verlängert.

Dem Knoten Eschenbach Dorftreff, 1992 ins Leben gerufen, sieht man seine längere Entstehungszeit an – der Umbau in ein behindertengerechtes Layout ist angedacht und wird der Anlage erstmals seit ihrem Bau ein neues Gesicht verleihen. Auch wenn heute planmässig nur noch in Randstunden einzelne Kurse der Linie 622 hier beginnen oder enden, werden hier gelegentlich Fahrzeuge getauscht (was im Fahrplan auch so vermerkt ist). Facelift-Citaro und Kilometermillionär Nr. 6 aus 2010 – er wurde kurz nach der Aufnahme ersetzt – ist vor einigen Minuten ab dem Depot in Ermenswil angekommen, dahinter erreicht Gelenkwagen 3 aus Rapperswil kommend den Bushof; nach einem vierstündigen HVZ-Einsatz wird er nach dem Fahrgastwechsel ins Depot Ermenswil weiterfahren.
Seit 1992 gelangen die Schneider-Linienbusse auch nach Wattwil. Dort besteht Anschluss an den Voralpen-Express sowie an die S-Bahnen nach St. Gallen, Nesslau und Wil; dafür stehen die Linienbusse rund 15 Minuten am Bushof. Im Bild hat Wagen 2 den Bahnhof wieder verlassen und nimmt nach kurzer Fahrt durchs Dorf die Steigung Rickenpass in Angriff. Die Strasse wurde in diesem Abschnitt 2020 neu gebaut, um Platz zu machen für die Weiterführung der Autobahn-ähnlichen Umfahrung Wattwil bis zur Toggenburgerstrasse.
Der 780 Meter über Meer gelegene Rickenpass wirkt auf die Reisenden nicht wirklich wie ein Pass, liegt doch praktisch am Scheitelpunkt der Strasse ein Dorf – übrigens mitten auf der Gemeindegrenze zwischen Wattwil und Gommiswald. Der Standard-Citaro hat an der Haltestelle Uznacherstrasse auf Gommiswalder Gemeindegebiet den (nur in diese Richtung möglichen) Anschluss von der Postautolinie Uznach–Gommiswald–Ricken abgenommen und passiert nun die auf Wattwiler Gebiet gelegene Kirche.

Mit dem neuen Liniennetz hatte die Region eine neue Hauptachse erhalten, deren Frequenzen stetig zunahmen. Unter dem Namen «LinthBus», der an allen Fahrzeugen angeschrieben war, betrieben die Firmen Schneider, PostAuto (ab den Standorten in Uznach und Wald ZH) und Autoverkehr Wesen-Amden (AWA) das Netz bis 2013 unter gemeinsamen Markennamen.

Auch der Fahrzeugpark hatte sich gewandelt: Zu den klassischen Saurer-Autobussen aus Schweizer Fabrikation gesellte sich 1988 erstmals ein Fahrzeug aus dem Hause Mercedes-Benz; nach einem letzten, 1993 angekauften Saurer SH wurden schliesslich für den Linienverkehr nur noch Fahrzeuge mit Stern beschafft.

1999, nur ein Jahr nach dessen Markteinführung, gelangte auch der erste Citaro-Niederflurbus in die Schneider-Flotte. Das klassische blau-weisse Design wich einer Grundlackierung in Weiss mit aus heutiger Sicht wohl als missglückt zu bezeichnenden Farbbändern in der Farbe der Sitzpolster. Kurz zuvor hatte sich auch die rechtliche Lage geändert: Im Jahr 1998 übernahm die Firma die Konzession vom Verkehrs- und Verschönerungsverein Rapperswil in eigener Regie. Damit gehört die Firma zu den ganz wenigen öffentlichen Verkehrsbetrieben der Schweiz, welche unter dem Namen der Eigentümerfamilie auftritt (die meisten Familienbetriebe im Schweizer ÖV sind als PostAuto-Unternehmer ohne eigene Konzession aktiv).

Die klassischen O405 prägten während 20 Jahren das Bild des Schneider-Linienverkehrs. 2009 wurde das letzte Fahrzeug aus dem Liniendienst entlassen, stand aber noch einige Monate auf dem BWZ-Schulbus im Einsatz. Hier ist Wagen 4 im Herbst 2010 im Südquartier unterwegs; bis Ende 2008 waren Schneider-Linienbusse hier auch im Stadtbusverkehr anzutreffen, bevor die VZO das Angebot übernahmen.
Den blau-weissen O405 folgten die weiss grundierten und mit vergrössertem Abbild der Sitzpolster beklebten Citaro-Autobusse. Das Bild von Markus Doyon zeigt Wagen 3 im Jahr 2004 am Bahnhof Rapperswil im Einsatz auf der damaligen Stadtbus-Linie durch das Südquartier. Foto: Markus Doyon.

Die steigenden Frequenzen auf der Hauptlinie Rapperswil–Wattwil machten nach der Jahrtausendwende stetige Ausbauten notwendig: Ab Dezember 2006 galt der Halbstundentakt zwischen Rapperswil und St. Gallenkappel von Montag bis Freitag auch tagsüber; seit Ende 2008 wird am Sonntag halbstündlich bis St. Gallenkappel und stündlich bis zum Ricken gefahren. Gleichzeitig wird Wattwil von Montag bis Samstag erstmals ohne Taktlücke stündlich erreicht.

Wieder ein Jahr später wird zwischen Rapperswil und St. Gallenkappel in der Hauptverkehrszeit sogar ungefähr viertelstündlich gefahren; allerdings entsteht dadurch eine Konkurrenz zur Stadtbuslinie 995. Um jener kein Potential strittig zu machen, ist der Viertelstundentakt nicht exakt und die Zusatzkurse fahren den Stadtbussen, welche den exakten 15-Minuten-Takt zu den Stammkursen der Linie 622 herstellen, hinterher.

Das Experiment mit den farbenfrohen Bussen wurde übrigens 2006 beendet; ein zu spät gelieferter Gelenkbus musste so dringend in den Linieneinsatz gebracht werden, dass für die Klebeaktion schlicht keine Zeit bliebt. Der weisse Bus wurde nie «nachgeklebt» und die Farbe Weiss war fortan das Kleid sämtlicher Schneider-Linienbusse – bis der Verfasser dieses Artikels mit einer beläufigen Bemerkung über das unfotogene «Farbkleid» einen Stein ins Rollen brachte…

Mit der Verdichtung auf 15-Minuten-Takt in der Hauptverkehrszeit sollte die Position des ÖV in der Region gestärkt werden; diese hatte unter der Eröffnung der Autobahn A53 (heute A15) um die Jahrtausendwende eher gelitten. Im Weiler Neuhaus zwischen Eschenbach und St. Gallenkappel lassen sich auch die optischen Auswirkungen des Autobahn-Baus erkennen: An die bereits um 1970 als Ersatz für die Holzbrücke im Bild gebaute neue Brücke über das Aatal schliesst nun direkt der nächste Lehnenviadukt an und macht die einst idyllische Situation zum grossen Strassenknoten. Der Citaro C2G ist mit einem der ersten nachmittäglichen HVZ-Kurse unterwegs in Richtung Rapperswil.
In Rapperswil weichen die Schneider-Busse bei Stau auf der neuen Jonastrasse auch gern mal auf die alte Jonastrasse aus. Die ursprünglich sehr spontanen Aktionen (mit wechselndem Erfolg) werden inzwischen durch den Besteller toleriert, und der Wegfall der Kurse an den ausgelassenen Haltestellen (meist) kommuniziert – zumindest wenn die Chauffeure die Umleitung in Absprache mit der Betriebsleitung fahren. So ist an diesem Nachmittag auch Wagen 6 auf der alten Jonastrasse beim Sonnenhof unterwegs stadteinwärts.

Der Knoten Uznach wird angebunden

Im Dezember 2009 wird mit Uznach ein zusätzlicher Knoten ins Schneider-Netz eingebunden: Die Verlängerung der Buslinie Rüti – Eschenbach bis ins Städtchen an der Linthebene ermöglicht eine stündliche Bedienung des bisher nur über einzelne Stichfahrten angebundene Industriegebiet Neuhaus. Gleichzeiti fällt allerdings auf den Grundtakt-Kursen der nun mit Nummer 631 bezeichneten Linie die Schlaufe über den Knotenpunk Eschenbach Dorftreff weg, welcher somit seine Knotenfunktion teilweise verliert.

Im Knoten Uznach begegnen die Schneider-Linienbusse den verschiedenen Postautos der dortigen Regiegarage. Der Perron ist inzwischen sehr eng geworden für das ausgebaute Liniennetz, und so wird auch hier über einen Neubau des Bushofs diskutiert. Wagen 1 (2012) wartet an «Pole-Position» auf die Abfahrt über den sehr eng getakteten Ast nach Kaltbrunn; dahinter versteckt ist ein C2 in Richtung Rüti unterwegs.
Auf der Rückfahrt richtung Rüti ist dieser Citaro zu sehen. Beim Erklimmen der kurzen Steigung Richtung Uznaberg und Neuhaus fällt der Blick zurück auf die Spinnerei Uznaberg und das Städtchen Uznach (wobei das eigentliche Städtchen im Gewirr der Einfamilienhäuser kaum noch zu finden ist). Ganz dahinter ragt der Speer über der weiten Ebene.

Per Dezember 2013 erfolgt dann die Verknüpfung der Linie 631 in Uznach mit der neuen Kurzlinie nach Kaltbrunn; weil auf letzterer PostAuto Konzessionär ist, gelangen nicht nur Schneider-Busse bis nach Kaltbrunn, sondern im Gegenzug auch Postautos bis Rüti. Die neue Linie erweist sich jedoch bald als instabil: Die Fahrzeit Uznach–Kaltbrunn–Uznach reicht in der Hauptverkehrszeit nicht aus, insbesondere deshalb, weil gegenüber dem ursprünglichen Konzept nicht nur bis ins Dorf, sondern bis zum Weiler Steinenbrücke gefahren wird. Die Verspätungen führen gelegentlich zu Anschlussbrüchen. Selbst die mehrminütige Standzeit in Uznach reicht nicht immer aus, um das Problem zu lösen, und so werden die Verspätungen manchmal bis Rüti übertragen. Derzeit laufen Planungen, um die Verknüpfung in Uznach wieder aufzuheben.

In Kaltbrunn wurde eigens für die Linie 631 ein neuer Wendeplatz bei der Steinenbrücke erbaut – er war die Bedingung dafür, dass der Kanton in die Verlängerung bis zum gleichnamigen Weiler einwilligte. An einem Vormittag mit Covid-19-Notfahrplan hat der Citaro die Endhaltestelle für einmal sogar rechtzeitig erreicht und wartet auf der Schlaufe 15 Sekunden ab, bevor er wieder zurück nach Uznach fährt. Meist bleibt hier trotz der schönen Umgebung für den Chauffeur keine Zeit zum Verschnaufen, und die Busse fahren bis zum Bahnhof Uznach dem Fahrplan hinterher.

Die Zeichen stehen auf Wachstum – und auf Stau

Den Frequenzen der Linie 631 schadet die teilweise instabile Fahrzeit offenbar nicht besonders. Zusammen mit den beiden Linien nach Rapperswil-Jona steigen die Fahrgastzahlen stetig. Dabei gibt es auch in Rapperswil-Jona ein Handycap für den öffentlichen Verkehr: Die Achse Neue Jonastrasse–St. Gallerstrasse wird in den Hauptverkehrszeiten und während der touristischen Spitzen am Wochenende regelmässig durch den Autoverker nach und durch Rapperswil verstopft – die Verspätungen sind zeitweise so gross, dass die Busse erst am Bahnhof in Rapperswil ankommen, wenn sie bereits wieder die Stadtgrenze Richtung Ricken passiert haben müssten.

Kurzfristige Lösungen wie eine Umgestaltung der Achse zugunsten von ÖV und Langsamverkehr wurden durch die Stimmbevölkerung der Stadt bisher abgelehnt; man setzt die Hoffnung auf einen Tunnel, der bestenfalls in mehr als 15 Jahren, schlimmstenfalls aber (wie der vor rund 10 Jahren schon einmal projektierte und durch die Stimmbevölkerung abgelehnte Stadttunnel) gar nie umgesetzt wird.

Bleibt zu hoffen, dass der Linienverkehr am Ricken darunter nicht zu sehr leidet – und dass die Firma Schneider auch in Zukunft als Ausnahmeerscheinung im Ostschweizer ÖV-Markt ihren Weg geht.

Der Schneider-Linienbuspark umfasst derzeit folgende Fahrzeuge:

  • 3 Mercedes-Benz Citaro C2 Compact Hybrid (Nr. 7-9, 2019/2020)
  • 2 Mercedes-Benz Citaro C2 (Nr. 2 und 14, 2014/2017)
  • 3 Mercedes-Benz Citaro C2G (Nr. 3-5, 2014/2018/2019)
  • 1 Mercedes-Benz Citaro C2LEÜ (Nr. 15, 2016)
  • 4 Mercedes-Benz Citaro Facelift (Nr. 1, 10-12, 2009/2012)

Wagen 11 und 12 (2009) sind Reserve- und Dispofahrzeuge.
Wagen 15 wird hauptsächlich im Schul- und Gelegenheitsverkehr eingesetzt.

  • An Roland Schneider, Schneider Linienbus AG, für die Informationen zur Firmengeschichte und das kritische Gegenlesen.
  • An Markus Doyon für die Erlaubnis zur Publikation des Citaro-Fotos.
  • An meine Mitredaktoren für den Support.
Die Verlängerung nach Wattwil führt die Schneider-Busse auch an dieser schönen Stelle oberhalb Gebertingen vorbei, welche bis 1992 den Postautos vorbehalten war. Mit Blick auf Buchberg, Obersee und die dahinterliegende Agglomeration von Pfäffikon bzw. Wollerau fährt der Citaro-Gelenkbus bergwärts Richtung Passhöhe, die in wenigen Minuten erreicht ist.